Besuch beim Ostalblamm

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Die Theke des Hofladens

Die Alb von ihrer besten Seite
Mancher hat sicher schon von der „Rauen Alb“ gehört. Die ist zwar weiter westlich, bei Münsingen zu finden. Doch auch auf der Ostalb, im Kreis Heidenheim, sagt man, dass es dort „dreiviertel Jahr Winter und ein viertel Jahr kalt“ sei. Die Klimaverschiebung scheint aber nun auch dieses Gebiet erreicht zu haben, denn die knapp 30 Teilnehmer aus den Convivien Ulm, Stuttgart, Oberfranken und München, die am Sonntag, 20. Mai 2007 zum „Besuch beim Ostalblamm“ gekommen waren, erwartete herrlichstes Ausflugswetter.
Zu Beginn führte uns Andrea Smietana vom Schafhof Steinheim
www.schafhof-steinheim.de
in die Hintergründe und die Ausübung der Hüte- und Wanderschäferei ein, die es in dieser Gegend tatsächlich noch gibt. Ihr Mann zieht fast täglich mit seinen über 600 Schafen über die Wiesen der Gegend und insbesondere über die so typischen Wacholderheiden, die – ähnlich wie dies bei den Almen ist – nur durch das Abgrasen erhalten werden können.
Der nächste Programmpunkt war dann mehr die Kernthematik von Slow Food: Es folgte eine Verkostung von Wurstwaren, die aus dem hofeigenen Schaffleisch nach den Rezepten von Schäfer Johannes Smietana, der auch gelernter Metzger ist, in einem befreundeten Betrieb hergestellt werden. Dazu gab es das für die Gegend typische „genetzte Brot“ und Braumeister Klaus-Dieter Schmitt vom Hirsch-Bräu im nahen Söhnstetten präsentierte die handwerklich hergestellten Biere aus seinem Familienbetrieb, die ebenfalls viel Beifall fanden.

Blick in den Stall

Die Kinder durften derweil unter Anleitung aus bunter Bastelwolle kleine Tierfigürchen filzen und waren mächtig stolz auf die vorzeigbaren Ergebnisse.
Andrea Smietana führte die Gruppe nun in den Hofladen, wo die Theke alles an Lammfleisch und Schafwurst zeigte, was der Hof zu bieten hat – und das geht weit über die bekannten Dinge wie Kotelett, Keulen und Salami hinaus, bis hin zu kaltgeräuchertem Schinken, Wienern und Leberkäse vom Schaf, Lammzüngle, den gesamten Innereien, Hackfleisch, Haxen vom Lamm. Auch Wollsocken, Fell-Hausschuhe und ganze Felle sind dort im Angebot.
Durchs Schlachthaus gelangte man in den Stall und konnte sehen, dass die Tiere dort viel Bewegungsfreiheit haben und sie zum Schlachten nur einen Weg von fünf Metern zurückzulegen haben.Im Stall selbst waren die Mutterschafe mit ihren Lämmern zu sehen, auch der Star der Kinder, die Eselin Lotte, war da. Andrea Smietana gab wieder viele interessante Details zur Information und stand geduldig für Fragen zur Verfügung, bevor ihr Mann extra für die Gruppe ein Schaf zur Demonstration scherte.
Da die Herde ganz in der Nähe war, bot sich noch ein Spaziergang dorthin an. Besonders beeindruckend war hier die Vorführung der Bibelweisheit, dass die Schafe ihren Hirten kennen: Ein Pfiff von Johannes Smietana, und 600 Schafe hoben gleichzeitig ihren Kopf!
Gegen dreizehn Uhr war dann nach der Verkostung der Appetit wieder groß genug, um ins nahe gelegene Zang aufzubrechen, wo Frank Widmann in seinem Löwen
www.loewen-zang.de
ein Lamm-Menü für uns zubereitet hatte. Nach gebratenem Lammbries (eine echte Rarität!) auf Saisonsalaten mit frischen Kräutern servierte er eine Lamm-Kraftbrühe mit Filetstückchen, die ihren Namen wirklich verdiente. Mit den „Variationen vom Ostalblamm“ zeigte er dann nicht nur sein ganzes Können, sondern auch, was man von den sonst oft verschmähten „unedleren Teilen“ vom Lamm für hervorragende Speisen zaubern kann. Es gab Rouladen, Spieße, Scheiben vom Häxle und von der Nuss, dazu wunderbar frisches Gemüse, Bärlauchspätzle und einen nicht-süßen „Ofenschlupfer“. Das Tüpfelchen auf dem i waren aber die nachgereichten Scheibchen aus erst gekochten, dann gepressten und zum Schluss panierten und gebackenen Teilen aus Brust und Bauch – ein wahres Geschmackserlebnis! Den Abschluss bildete dann noch ein Feuerwerk an Desserts mit frisch gebackenen Hollerküchle, Rhabarberkompott, Vanillesauce, einer Terrine aus Rhabarber und Vanille, frische Beeren und noch einem Rhabarber-Sorbet. Und das alles in einem wunderschönen Garten bei herrlichem Wetter!
Die Wirtin, Frau Widmann

Am späteren Nachmittag wartete dann nach dem leiblichen noch Kunstgenuss auf die Slow Fooder: Im selben Ort stellte Friedrich Kleinheinz, ein freischaffender Künstler, das von ihm selbst entworfene Atelierhaus vor, das mit vielen Überraschungen aufwartete. So führte er auch vor, wie er die teils aus Glas, teils aus Holz bestehende zweite Hülle des Hauses für den Sommer mit ein paar Handgriffen entfernen kann. Winters spart sie ihm 25 Prozent Heizkosten, und im Sommer gewinnt er neue Räume im Freien zu seinem Haus dazu. Den Abschluss bildete natürlich ein Blick in das Herzstück des Hauses, das Atelier, wo der Künstler seine beidseitig zu betrachtenden Bilder schafft. Da sie innen hohl sind, zeigen einzelne Löcher in der Oberfläche, wie Friedrich Kleinheinz ausführte, wirklich die Farbe Schwarz, die sonst auf Oberflächen gar nicht darzustellen ist. Gerade die Oberflächen aus unterschiedlichem Material in Zusammenspiel mit verschiedenen Farben beschäftigen Kleinheinz in seiner Arbeit sehr.
Zum Schluss konnten die Teilnehmer noch einen Brand von der Champagner-Bratbirne kosten und vor der Heimfahrt ihre gekühlten Einkäufe im Schafhof abholen.Fotos: Rudolf Böhler

Mama mit Zwillingen