Schon zum dritten Mal feierte Slow Food München nun den weltweit begangenen Terra Madre Tag, diesmal am Sonntag, 11. 12. um die Mittagszeit. Das Thema „Schäfer“ war für München eher ein bisschen exotisch, erinnerte aber an die große Bedeutung dieses Berufes vor allem in Südamerika, Afrika und Asien, wo die Hirten ein wichtiges Glied in der Lebensmittel-Versorgung sind.
Nach einem Gläschen bayerischem Sekt zur Begrüßung erklärte Conviviumsleiter Dr. Rupert Ebner sehr anschaulich, was Terra Madre eigentlich für Slow Food bedeutet, denn es waren außer Mitgliedern auch viele Gäste anwesend. Dann erschien ein besonderer Überraschungs-Gast – allerdings nur virtuell in Form eines Musikvideos: Hubert von Goisern sang seinen neuen Hit „Aba brenna tuat’s guat“, in dem er mit einer deutlichen politischen Aussage in die Öffentlichkeit geht, einem richtigen Terra Madre Thema: dem unsinnigen Anbau von Weizen, Rüben und Mais lediglich zur Energiegewinnung. Der Künstler hatte dazu auch persönlich Worte an die Anwesenden gerichtet: „Ich freue mich, dass es Organisationen wie Slow Food gibt, die ein ähnliches Ansinnen haben und damit die Welt vielleicht ein Stückchen gerechter machen können.“
Dass dieser Terra Madre Tag ein Fest so richtig im Sinne von Slow Food war, zeigte das weitere Programm: Gutes Essen mit interessanten Hintergrundinformationen. Ein Vorspeisenteller bewies, welche delikaten Wurtssorten man aus Schaffleisch herstellen kann, ohne dass sie „hammeln“ (u.a. Leberkäse, frische und gerauchte Schinkenwurst schwäbischer Art, „Schäferstecken – eine Art Landjäger – , Salami und roher, geräucherter Nusschinken).
Im folgenden Hauptteil befragte Rudolf Böhler, der stellvertretende Conviviumsleiter, eine Runde von Schäfern über ihren Beruf, ihre tägliche Arbeit, ihre Probleme und über die Produkte, die sie vertreiben. Dazu war extra Alessandro Fullin, ein Schäfer aus dem nördlichen Veneto (Gegend von Belluno) gekommen, der das allererste Slow Food Presidio hegt und pflegt, das Agnello d’Alpago. Ein weiterer spannender Gast war der Hüteschäfer Holger Banzhaf von der schwäbischen Ostalb, der noch täglich mit seinen Schafen unterwegs ist. Als dritter im Bunde konnte Joseph Grasegger aus Garmisch-Partenkirchen als Züchter über seine braunen und gefleckten Bergschafe berichten, die er jedes Jahr auf die Alm treibt. Eine bedeutende Rolle in der Arbeit der Schäfer spielt heute der Natur- und Landschaftsschutz, wie die Unterhaltung deutlich machte. So werden Almen und Wachholderheiden als Kulturlandschaften erhalten, die ohne Beweidung verbuschen und dann ganz verschwinden würden.
Der Hauptgang präsentierte dann Slow Food gemäß alle Teile des Lamms auf dem Büffet, wo es neben Braten auch Ragout, gefüllte Lammbrust und Häxle zur Auswahl gab. Das Fleisch (wie auch die Wurst) stammten ebenfalls aus einer Hüteschäferei auf der Ostalb und waren vom Küchenchef des „Pschorr“ meisterlich zubereitet.
Noch eine Überraschung erwartete die Gäste: Jessica Riccò, eine junge Autorin, hatte extra für diesen Anlass eine bezaubernde Kurzgeschichte über ein Schaf und ein Lamm geschrieben, die sie zum Besten gab. Ein buntes Dessertbüffet beendete die Veranstaltung.
Rudolf Böhler
Ein umfangreicher Bericht des Slow Food-Mitglieds Herbert Zeilinger über unsere Feier des Terra Madre-Tags erschien in der Ausgabe des Traunsteiner Tagblatts vom 21. Dezember. Hier der Wortlaut des Artikels mit Dank an den Autor.