Conviviumsbrief 09/2013

Liebe Mitglieder und FreundInnen von Slow Food München,

man merkt, dass sich die Sommerferien dem Ende zuneigen:

 

Die Pfalz besucht München:

Vom 6. -8. September 2013 hat sich das Convivum Pfalz zu seinem schon traditionellen Besuch bei uns in München angekündigt. Wie schon bei den letzten Treffen wollen wir die Freunde aus der Pfalz im Pschorr am Viktualienmarkt am Samstag, dem 7. September um 20:00 Uhr bei einem gemütlichen gemeinsamen Abendessen begrüßen.

Die Convivimsleitung, und ganz besonders die Organisatorin dieser Treffen, Anita Hauck, würde sich über eine große Runde aus unserem Convivium sehr freuen. Damit eine gute Vorbereitung möglich ist bitten wir Sie sich über muenchen@slowfood.de anzumelden.

Gesucht werden noch 4 Schneckenbetten! Falls sie einen oder 2 Gäste aufnehmen können, bitte melden (auch hierzu: muenchen@slowfood.de)!

 

Das Wochenende vor dem Wies’nstart hat es in sich:

Am Freitag, den 13. September feiert der Biohof Lenz, Slow Food Unterstützer, von 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr das 10-jährige Bestehen seines Bauernmarkts mit einem Hoffest. Für Kulinarisches, Musi und Unterhaltung ist gesorgt, „Städter & Bauern“ ist mit einem Infostand präsent.

Weiter geht es gleich am Samstag und Sonntag 14. & 15. September auf dem Streetlife Festival auf der Leopold- und Ludwigstraße (Trotz dieser tollen Veranstaltung nicht vergessen, an diesem Tag wird der Bayerische Landtag neu gewählt).

 

Slow Mobil:

Unser Slow Mobil, in dem in Kindergärten und Schulen Kochkurse für Kinder abgehalten werden, geht jetzt erfolgreich dem Ende der sechsten Saison entgegen. Leider wird uns Ritva Peitsara verlassen, die Seele unserer rollenden Küche. Wir wollen ihr ein herzliches Dankeschön aussprechen für ihre engagierte und hingebungsvolle Arbeit. Ritva, Du stehst für das Slow Mobil und hast uns und viele Hunderte Kinder bewegt und inspiriert. Und mitgeholfen, eine Idee zu multiplizieren und zu verbreiten! Jetzt suchen wir jemanden, der im nächsten Jahr ihre Nachfolge antritt. Wer Interesse hat meldet sich bitte unter info@junior-slow.de.

Das Slow Mobil ist auch auf dem Hof-Fest in Riem: am 22. September von 10 – 18 Uhr findet zum 15. Mal das große ökologische Hoffest im Gut Riem statt. Produkte kleinbäuerlicher Landwirtschaft und traditionellem Handwerk, Kinderprogramm etc., stündliche Kochkurse für Kinder.

 

Slow Wein-Verkostung und Buchvorstellung:

Es gibt sie noch: Winzer, die Wert legen auf naturschonenden Anbau, regionale und kulturelle Identität und ein Höchstmaß an handwerklicher Präzision. Die Autoren Kai Wagner und Ulrich Steger haben den deutschen Protagonisten des „Slow Wine“, den Querdenkern, die sich zwischen Leidenschaft und Zukunftsverantwortung bewegen, bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut. In ihrem Buch stellen sie 46 herausragende Winzerpersönlichkeiten aus Deutschland und ihre Philosophie vom „langsamen Wein“ vor.

Gemeinsam mit dem oekom verlag und der Schweisfurth-Stiftung laden wir Sie herzlich ein zur Buchvorstellung und Weinprobe mit dem Autor Prof. Dr. Ulrich Steger

„Die Avantgarde der deutschen Winzer. Slow Wine und seine Erzeuger im Porträt“

17. September 2013, 19 Uhr Schweisfurth-Stiftung, Südliches Schloßrondell 1 80638 München

Wir freuen uns, an diesem Abend auch die Winzerin Nicole Roth bei uns zu begrüßen: Sie wird an dem Abend die Weinverkostung leiten. Das Weingut Roth aus Franken wird seit fünf Generationen als Familienbetrieb geführt, wurde im Jahr 1974 auf ökologischen Weinbau umgestellt und ist Mitglied im Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP).

Einführende Worte von Jacob Radloff, oekom Verlag und Dr. Rupert Ebner.

Prof. Dr. Ulrich Steger lehrte Ökologie und Unternehmensführung an der EBS und seit 1995 am IMD in Lausanne. Er war hessischer Minister für Wirtschaft und Technik (1984-1987) und danach neben verschiedenen internationalen Aufsichts- und Beiräten auch Mitglied des Markenvorstands der Volkswagen AG und dort für das Ressort Umwelt und Verkehr zuständig. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zu verschiedenen wirtschaftlichen Themen, u.a. zur Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie.

Anmeldungen bitte bis 13. September telefonisch unter 089-17 95 95 11 oder per E-Mail: veranstaltungen@schweisfurth.de.

Hinweis: Es wird ein Kostenbeitrag von 12, -Euro erhoben. (Davon gehen 3,- Euro als Spende an das Slow Mobil.)

 

Rückschau:

Podiumsdiskussion: „Was kommt in der nächsten Legislaturperiode auf den Teller?“

Am Mittwoch, 28. August 2013 diskutierte Slow Food München im Gasthaus „Der Pschorr“ am Viktualienmarkt mit Vertretern (fast) aller im bayerischen Landtag vertretenen Parteien über die Qualität unserer Nahrungsmittel, die Rolle des Lebensmittelhandwerks, die Zukunft einer bäuerlichen Landwirtschaft und natürlich: Agrar- und Verbraucherpolitik.

Motto: „Was kommt in der nächsten Legislaturperiode auf den Teller?“

Im gut besetzten Theresiensaal, mit Blick auf alles, was den Münchnern heilig ist, leitete Franz Kotteder von der SZ die Diskussionsrunde kompetent, auf den Punkt bringend und durchaus ironisch-humorvoll. Slow Food ist eben auch Genuss!

Mit dabei: Isabell Zacharias –MdL -SPD, Eva Gottstein – MdL – Freie Wähler, Daniel Föst -Münchner FDP-Chef – FDP-Landtagskandidat und last-but-not-least Rupert Ebner, unser Convivienleiter, der bei den GRÜNEN für den Landtag kandidiert.

Leider glänzte die Mehrheitspartei CSU mit Abwesenheit. Arroganz der Macht? Das Convivienteam hat beginnend am 2. August eingeladen, nachgefasst, hinterher telefoniert, nicht zustellbare eMails, weil übervolle Mailboxen erlebt; Rückrufe wurden versprochen, fanden niemals statt. Und als man dann Gehör fand, war es zu knapp und angeblich keine Termine mehr frei.

So bleibt die Diskussion in vielen Punkten gar nicht so kontrovers. Klar auch ein Politiker ist (Genuss-) Mensch, hat Familie, ist selbst Verbraucher. Und viel spielt dann im Politikbetrieb eine Rolle, wo Fraktionszwang, innerparteiliche Flügel und Auseinandersetzungen, Berlin, Brüssel und das Bundesland beeinflussen. Einigkeit herrscht in der Forderung nach einer umfassenden Kennzeichnungspflicht und im Transparentmachen der Herkunft von Lebensmitteln. Auch muss bereits in Kindergärten, in Tagesstätten und Schulen das Thema Essen und Ernährung einen deutlicheren Stellenwert bekommen. Von der spielerischen Wissensvermittlung, dem eigenem Erleben vor dem Klassenzimmer (Schulgärten, Hofbesuche, Ausflüge) und in praktischem Tun (selbst Kochen, Schulverpflegung mit gestalten). Das Geld dafür ist da, muss ggf. nur umgeschichtet werden. So merkte Eva Gottstein von den Freien Wählern an, dass das Ministerium einmal an jede Grundschulklasse in Bayern ein Paket mit Heu verschickte, damit die Kinder einmal Heu riechen und fühlen können. Theorie, statt einfach vor die Tür gehen! Kosten dieser Absurdistan-Aktion: über 100.000,- Euro. Wie viel Sinnvolleres könnte man mit diesem Geld erreichen? Stichwort Schulfach: Lebenskunde.

Rupert Ebner stellte fest, trotz Regelungs-, Dokumentationspflicht- und Vorschriftenwahn jagt ein Lebensmittelskandal den anderen. Für kleine Lebensmittelhandwerker gelten die gleichen Vorgaben wie für die Großindustrie. Das beschleunigt den Strukturwandel. Auch werden die Vorschriften z.T. je nach Landkreis unterschiedlich ausgelegt. So kann es passieren, dass auf der einen Straßenseite ein Schlachtraum wegen eines lackierten Türrahmens die Zulassung verliert und die Türe durch eine aus Edelstahl ersetzt werden muss, während dies auf der anderen Straßenseite im Nachbarlandkreis zulässig ist. Das schafft Wettbewerbsverzerrungen und kann Existenzen vernichten.

Isabell Zacharias, SPD, bemerkt, dass die nachhaltige Landwirtschaft beim Bauernverband noch nicht angekommen sei und auch das Landwirtschaftsministerium noch kein Konzept für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern habe.

Daniel Föst von der FDP sieht im Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft nicht nur Risiken, sondern auch Chancen, fordert aber eine klare Kennzeichnung und verlässliche Gütesiegel. Der Verbraucher hat es in der Hand zu wählen.

Unisono wird ergänzt: Um wählen zu können, braucht es aber Wissen und Erfahrung. Und das ist bei vielen Menschen verloren gegangen und wird in vielen Familien nicht mehr vorgelebt. Der mündige & aufgeklärte Verbraucher sei (noch) eine Illusion.

Franz Kotteder, fasst unter einhelligem Nicken der Runde zusammen:

Die Politik muss klare Regeln definieren, die Rahmenbedingungen für eine Landwirtschaft setzen, die der Verbraucher will! (Und – Anmerkung des Verfassers – dann auch bezahlen muß.) Schnitzel für 1,99 Euro / Kilo geht nicht. Ein bäuerlicher Familienbetrieb muß von seiner harten Arbeit auch leben können!

Mehrere Fragen aus dem Publikum drücken die Sorge aus über die fortschreitende Vermaisung unserer Landschaft und über zahlreiche – auch in Bayern geplante & genehmige Großställe für agrarindustrielle Massentierhaltung. Oder dass z.B. in der Initiative Biostadt München, eine bessere Schulverpflegung EU-weit ausgeschrieben werden muss. So würde das Regionalprinzip ad absurdum geführt! Auch nach dem Ende des Gesprächs mit den Kandidaten gingen die Diskussionen noch eine ganze Weile weiter und haben sicher den einen oder anderen Besucher zum Nachdenken gebracht.

Mit genussvollen Grüßen für einen ereignisreichen September,

 

Markus Hahnel & Rudolf Böhler

Stell. Convivienleiter Slow Food München