Conviviumsbrief 01/2016

Liebe Mitglieder und Freunde von Slow Food München,

Gute Vorsätze und politisches Essen
Mit dem neuen Jahr kommt auch immer die Zeit der guten Vorsätze, ganz fest vorgenommener Verhaltensänderungen oder auch übellaunig machender Diäten. Doch nichts ist schwieriger, als liebgewonnene und eingefahrene Muster zu ändern. Wenn die Welt um einen herum politisch und gesellschaftlich von sehr einschneidenden Ereignissen geprägt ist, dominiert doch schnell der Wunsch nach etwas Kontinuität. Eine gute Gelegenheit in Berlin zur grünen Woche an der Demo „Wir haben Agrarindustrie satt!“ teilzunehmen. Viele Organisationen bieten z.T. kostenlose Mitfahrgelegenheiten an. TTIP & Co. bleiben 2016 nicht weniger aktuell. Und eine falsche Agrar(export)politik trägt letztlich ihren Teil zu Fluchtursachen und Instabilität in Krisenregionen bei.

Trefflich mit Peter Peter über radikal regional –die Heimat wird hip diskutieren, lässt sich dann am Do, 21. Januar um 19:00h im Salon Gastrosophique.

Unter unserem Himmel (TV-Tipp)

Vorher lohnt sich am Sonntag, 17. Januar um 19:00h ein Blick in die Glotze. Das Bayerische Fernsehen bringt in der Reihe „Unter unserem Himmel“ mit dem Thema Kleinvieh macht auch Mist – private Kredite für findige Bauern einen schönen Beitrag. Wird eine Leistungsschau unserer Bauern und Lebensmittelhandwerker. Weitersagen!

Saatgutfestival und Ernährungssouveränität
Im Februar sind wir dann am 21. wieder auf dem zweiten Saatgutfestival im ÖBZ im Münchner Osten präsent, Johannes Bucej wird einen Vortrag halten. Früh da sein!

Von Kartoffeln, Kochshows und Mutterhefe mit Zimtlikör
Kochshows auf allen Kanälen, nachkochen tut oder kann das längst keiner mehr. Carlo Petrini beklagt nebenbei in einem sehr lesenswerten Interview in der SZ „Reden wir über Geld“, schnell zum Altpapier vom Freitag, dass selbst in Afrika zu jeder Tages- und Nachtzeit in Kochshows deliriert wird. Wie gut, dass es also noch Printmedien gibt. Doch weit gefehlt. Nur bedingt nachkochbar! Klar, es kann ruhig slow zugehen, viel Vorbereitung benötigen und Vorfreude ist wichtiger als der eigentliche Kochvollzug. Denn Rezepte sind für viele ja ohnehin nur kulinarische Reisebeschreibungen mit Wegpunkten für alle Sinne und keine sklavische Vorschrift. Die RezeptkolumnistInnen wollen für die Erhöhung ihrer eigenen Marke Geschichten erzählen und Emotionen rüberbringen. Mit der eigenen Großmutter und Kindheitserinnerungen liegt man nie daneben.

So zaubert uns also Maria Luisa Scolastra im Magazinbeileger der SZ feine Kartoffel-Frittelle. Klingt gut. Schön einfach! Das Rezept fängt auch gut an: Kartoffeln kochen. Hhmm? Was für Kartoffeln? Mehlige, festkochende, vorwiegend festkochende? Über Sorten sehen wir mal weg, Italiener haben im allgemeinen keine Kartoffelkernkompetenz. Nun, geschält oder mit Schale kochen?

Dann kommt der Knackpunkt: 50gr Mutterhefe. Wie, macht Mutti jetzt schon Hefe? Klar, die Italophilen unter uns wissen, das ist die schlechte Übersetzung von lievito madre – einem milden, recht festen Weizensauerteig. Gilt als natürliches Doping für Teige, macht tollen Ofentrieb. Klar, den habe ich immer griffbereit, genau wie den erforderlichen Zimtlikör. Printmedium klassisch hiermit bereits am Ende, ohne Backforum geht da also gar nichts. Das gesuchte Rezept ist schnell gefunden, nach 11 Seiten Anleitung und 16 Tagen Teigentwicklung, wenn nix schief geht (sonst laut Tipp einfach wieder von vorne anfangen) hat man seine persönliche lievito madre.

Und wer jetzt genug von Kohlehydraten hat, lieber zum Fleisch greifen möchte oder gleich Lust auf einen außer Haus Burger verspürt, dem sei unser Scherzl-Text zum Thema noch einmal ans Herz gelegt: Better Burger?!

Eine Geschmacksreise, die wirklich garantiert funktioniert, folgt hier:

Salamireise Nr. 2: 14. – 20. April 2016:
Salamimachen, Käse, Wein, Kaffeerösterei, Mercato Centrale (Emilia-Romagna und Toskana: von Porretta Terme bis Florenz)
Im April legen wir unsere Salamireise neu auf, diesmal erweitert um die Toskana und Florenz. Gemeinsam mit dem Convivium Frankfurt starten wir in der Macelleria Savigni in Porretta Terme mit unserem bewährten Salamikurs, besichtigen im Verlauf der Woche mehrere Weingüter, eine Käserei und eine handwerkliche Kaffeerösterei. Der Mercato Centrale in Florenz ist krönender Abschluss. Das Convivium vermittelt nur die Kontakte und tritt nicht als Reiseveranstalter auf, Anreise und Wegstrecken in Eigenregie, Mitfahrgelegenheiten und Kühlbox-Sharing möglich; Kosten ca. 700,- Euro inkl. Ü/F, Besichtigungen, Salamikurs, gemeinsamen Mahlzeiten, Versand der selbstgemachten Salami nach ca. 2-3 Monaten Reifezeit nach München und Programm. Weitere Infos und Anmeldung.

Terminvorschau:

  • Sa, 5. März, 10:00 – 17:00h: Iss was?! Aktionstag im Kindermuseum München
    Slow Food München und die Genussgemeinschaft Städter & Bauern veranstalten im Rahmen der Ausstellung Iss was?! des Kindermuseums Münchens in der Arnulfstr. (Hbf) einen Aktionstag. Es kocht – leider ausschließlich mit Kindern – Manuel Reheis vom Broeding. Damit Eltern und Großeltern in der Zwischenzeit nicht sinnlos rumhängen müssen, gibt es für sie Filmisches rund um Slow Food.
  • Sa & So, 7. & 8. Mai: Slow Food München Frühlingsmarkt
  • Schleswig-Holstein rund-Reise vom 17.9 bis 24.9.2016; Küche, Käse, Küste Infos.

Als Lesetipp zum Schluss und nicht nur für Imker, die aktuelle Ausgabe des journal culinaire.

Wir sehen uns beim Stammtisch am Mi, 13. Januar um 19:00h im Pschorr.

Mit genussvollen Grüßen,

Markus Hahnel & Rupert Ebner

Termine:
Mi, 13.1. – 19:00h: Stammtisch im Pschorr,
Sa, 16.1.
– 12:00h: Demo „Wir haben Agrarindustrie satt!“ Berlin,
Do, 21.1. – 19:00h: „Radikal regional“ Salon Gastrosophique,
So, 31.1.
– 12:00h: Spielküche Würste & Terrinen, Kustermann Kochschule.