Conviviumsbrief 09/2017

Liebe Mitglieder und Freunde von Slow Food München,

 Wenn wir alle nichts tun, passiert dann auch nichts?
So steht es groß am Resi, das heute so ist, wie die Kammerspiele einmal waren. Selbsterklärend und dazu passend konstatiert Alexander Schiebel in seinem neuen Buch und Filmprojekt „Das Wunder von Mals“ über ein Dorf im Oberen Vinschgau (Val Venosta): „Widerstand ist etwas, das man lernen kann, wie Skifahren!“ Die Gemeinde will sich nämlich dem täglichen Pestizideinsatz in Intensivobstanbaugebieten nicht mehr unterwerfen. Das Buch „Das Wunder von Mals“ erscheint am 4. September bei oekom. Mit Mals ist unsere Genussgemeinschaft Städter & Bauern seit mehreren Jahren eng verbunden.

Wir haben die Wahl – am 24. September ist Bundestagswahl!
Wählen gehen können ist eine große und nicht selbstverständliche demokratische Errungenschaft; gleichzeitig erste Bürgerpflicht. Nun ist es paradox, dass wir zwar rund dreimal täglich wählen, was wir essen und trinken. Wir entscheiden uns ganz im Sinne der Slow Food Bewegung für eine bestimmte Art von Ernährung, Genuss, Landwirtschaft, Lebensmittelhandwerk, -handel und Gastronomie. Nur spielt das im politischen Diskurs praktisch keine Rolle. So heißt es dennoch: wählen gehen! Wer nicht da ist, beantragt Briefwahl und wer absolut keine Partei findet, der wählt einfach ungültig. Man kann den Wahlzettel ja kreativ umgestalten. Beispielsweise zum Tagesmenü.

So, 10. September: Ökoerlebnistag: Wanderung zur Bucher-Alm, die Genussgemeinschaft Städter & Bauern in Kooperation mit der Ökomodellregion Miesbacher Oberland.

Di, 12. September um 19 Uhr:  Vortrag Boden: Sebastiaan Huisman: Was tun wir unseren Böden an?! Von Umwelt zu Mitwelt. Moderation:  Georg Schweisfurth; in Kooperation mit Die Umwelt-Akademie; Wo: IBZ, Amalienstr. 38 (U: Universität).

So, 17. September ab 14 Uhr: Herrmannsdorfer Erlebnis. Bewährtes in neuem Format in den Herrmannsdorfer Landwerkstätten.

Mi, 20. September um 20:30h: Podiumsdiskussion im Anschluss an die Film-Preview von System Milch. Kino am Sendlinger Tor. Mit Filmemacher Andreas Pichler, EU-Abgeordneten Martin Häusling, Bergbauer Alexander Agethle und Markus Hahnel; Trailer-Vorschau.

Nur verschoben nicht aufgehoben. Unser Fr, 15. September 2017  Termin Slow Food München zu Gast bei Eberhard Spangenberg & Garibaldi passt nicht zwischen die Cheese in Bra und Wiesn. Neuer Termin folgt!

29. September bis 1. Oktober 2017: Internationaler Slow Food Kongress 2017 in Chengdu, China. Zwischen Smog, Zensur, Harmonie, Zukunftsmodellen und Chinas Schlüsselrolle bei der Welternährung.

Terminvorschau:
Di, 3. Oktober,  12:05 Uhr im BR2 Radio:  Slow Food  – dem langsamen Genuss auf der Spur. Ein Beitrag von Hannelore Fisgus zu 25 Jahre Slow Food in Deutschland.

So, 22. Oktober, 10 bis 17 Uhr: Kochkurs an der MVHS mit Stefan Becker: heimische Fische fachgerecht verarbeiten und genießen.  Nur unter der Kursnummer F389000 auffindbar und zu buchen (VHS Hasenbergl; Kursgebühr: 31,- Euro, Materialgeld: 29,- Euro).

Sa, 9. Dezember: Terra Madre Tag: Drax-Mühle.

 

Agrarsubvention 2 bis n – die Unsinnsrubrik:
Der Fleischfabriken-Dagobert Tönnies und sein Lagerhaltungsschatz. Im Nachtrag zu Brille Fielmann vom letzten Monatsbrief. Auch Tönnies bekommt über eine Million Euro Agrarsubventionen, wo sie absolut nicht hingehören. Nennt sich Beihilfen zur privaten Lagerhaltung (Link aufrufen, Namen eingeben, Abfrage starten, wundern). Wir arbeiten dran, das zu ändern.

Medien- und Lesetipps:

Radio Slow Food München; Thema: Wasser als Podcast,

Dokumentarfilm System Milch – ab 21. September im Kino.

Foodhunter: „So isst die Stadt München“. Neues Buch. Wir brauchen viele der Protagonisten zwar nicht mehr jagen, weil wir sie gut kennen. Aber schön, dass sie drin sind, neben dem üblichen und unvermeidlichen München-Kolorit. Sie wissen schon: den Ingwer nicht vergessen!

ABC der regionalen Spezialitäten: z.B. Böfflamott– wieder ein Mythos weniger,

Auto-Erotik oder lügen ohne rot zu werden: Menschen setzen eben ihre Prioritäten und jedes Land hat seinen ganz besonderen Fetisch. Hier kommt das neue Lieblingsauto von Journalisten und grünen Ministerpräsidenten. Zwei Tonnen Steinzeit-Technologie mit Mehrwert. Denn beim angegebenen angeblichen Spritverbrauch werden sogar die Lachmuskeln strapaziert. Wir streicheln anders!

Fleisch: Liaba hoib so vui, aber dreimoi so guad!
Das Motto der Simsseer Weidefleisch Genossenschaft. Hinfahren, anschauen, sich selbst überzeugen, Genosse werden, ggf. Darlehen geben. Dann die Rückzahlung mit wenig aber gutem Fleisch abessen. Eine echte S-Klasse. Details.

 

Und zum Schluss – ach ja – die Wiesn steht vor der Tür. Leider kommt einem fast das Sodbrennen angesichts ständiger Begriffskaperungen. Warum kann Industriebier nicht so belassen bleiben, wie es ist: aus Slow Food-Sicht nicht gut, nur ein gutes Geschäft und im Geschmack ohnehin Nebensache. Nein, es muss emotional aufgeladen und begrifflich missbraucht werden, dass sich die Balken nur so biegen. Dafür gibt es sogar eine feste Zeitungsrubrik (2017, 2016, 2015). Jeder weiß es längst: es ist weder Craft noch slow, es braut der Computer. Der braut nur dann slow, wenn Microsoft drin werkelt oder er die richtigen Zutaten verwenden darf. Ist auch kein echter Aromahopfen drin, dafür jedoch Hopfenextrakt. Der dunkle Honig kann nichts dafür, das Zedernholz ahnt man nur unter Substanzmitteleinfluss. Zum Glück schmeckt uns die zitierte bayrische Lebensfreude so vielfältig anders und besser: mit Bier von Ametsbichler*, Augustiner, Ayinger*, Giesinger, Haderner, Lammsbräu*, Riedenburger*, Tölzer Mühlfeldbräu* und und und –  oder gleich aus Oberfranken (* alles Slow Food Unterstützer).

 

Wir senden diese Infos nun auch an alle unsere Unterstützer und bringen Interessantes aus deren Reihen in lockerer Reihenfolge.

Wir sehen uns beim Stammtisch am Mittwoch, 6. September um 19 Uhr im Bräuhaus am Kapuzinerplatz 5.

Mit genussvollen Grüßen,
Markus Hahnel & Rupert Ebner